Update: 07.06.2021 !

Gleich vorne weg: Es entstehen schwere, wertvolle und dunkle Brotlaibe und Brötchen. Aber wer nur von Baguette und Toast leben kann und damit seinen Verdauungstrakt nur zubetonieren möchte, sollte jetzt wieder gehen! 

 

Ich habe meine Versuche aufgegeben, mit 100 % Vollkornmehlen ein leichts und fluffiges Brot (Ciabatta) zu bekommen, das relativ große Luftbläschen hat. Mit echtem Vollkornmehl ist das nicht möglich, es entstehen immer schwere, aber dafür extrem wertvolle Brote oder Brötchen.

Echtes Vollkornmehl heißt bei mir, dass ich mit meiner WiDu-Steinmühle frische Körner zu frisch gemahlenem Mehl verarbeite. Frisch gemahlenes Mehl hat seinen eigenen betörenden Duft. Und die Körner: Weizen, Roggen (vor dem Backtag zu 100 % Sauerteig geführt),  Dinkel, Grünkern, Hafer (Mischung ungefähr: 30, 30, 15, 10, 15%).

Dann wird das unten angegebene Rezept geändert. Im Grund: Nur noch maximal 50 % selbstgemahlenes Vollkorn- und 50 % normales Weizenmehl.

Die Rezeptvariation ist mit diesem Link erreichbar. Text mit grüner Farbe bedeutet "Muss-Zutaten", rot kann wenn verfügbar eingesetzt werden, muss aber nicht sein.

 

 

Für Brötchen bitte die im Rezept beschriebene "Erleichterung" des Teiges anwenden.

Vielleicht erreichen Sie beim ersten Versuch nicht gleich Ihre Idealvorstellung von selbstgebackenem Brot. Aber experimentieren Sie.  Notieren Sie sich Ihre Abwandlungen des Grundrezeptes, denn Sie erreichen bald Ihr Idealrezept und sollten und wollen es ja dann nachbacken können.  

Es lohnt sich, bestimmt.

 

Man darf nicht vergessen, dass durch die relativ schweren Bestandteile des gemahlenen Vollkorns zwangsläufig das Gashaltevermögen des Teiges abnimmt. Damit wird jeder Sauer- und Vollkornteig schwerer und damit in der Porung feiner. Man kann das kompensieren, wenn man mehr Weizenkleber zugibt oder bei Sauerteig eine lange Teigführung (bis zu 6 Stunden) oder im Kühlschrank über Nacht anstrebt. Notfalls sollte in einer Teigauflaufform die Gare ablaufen können.

In den Medien haben Sie sicher schon gehört, dass lange Teigführungen Brot massiv bekömmlicher macht. Diese lagen Teigführungen sind bei der industriellen Brotherstellung wirtschaftlich nicht umsetzenbar. Der Effekt wird zwangsläufig - leider -  mit "Chemie" ersetzt.

 

Für das erste Brot brauchen wir:    

 

Brotgewürz: 1 EL Koriander, 1-2 TL Kümmel, 1 gestrichenen TL Anis (alles gemahlen) und ggf. einen Hauch gem. Kardamon. Es ist selbstverständlich, dass die Zugabe von "Brotgewürzen" von ihrem Geschmack abhängen. Die genannten Gewürze beeinflussen massiv den Duft des Brotes. 

 

Etwas Olivenöl,  zum Bestreichen des fertigen Teiges

 

Weizenkleber: Je mehr sie Vollkorn verwenden und je höher der Anteil an anderen Mehlsorten als Weizenmehl ist, um so mehr muss Weizenkleber zugesetzt werden. Roggen, Hafer, Grünkern, Mais, Hirse, Reis Quinoa, Amaranth, oder  Ölsamen verfügen nicht über das  Klebereiweiß. Das fertige Brot würde zerbröseln. 
(Quinoa und Amaranth stammen aus den Anden und zählen zu den wertvollsten Getreidesorten, die es gibt.  Eine Zugabe von 5 bis 10 % reicht völlig aus).

Sie können den Weizenmehlanteil für Knäckebrotfladen ganz gegen Weizenvollkorn austauschen, wenn Sie die entsprechende Weizenklebermenge zusetzen. Natürlich muss nicht immer die gewaltige 7-Kornmischung zum Einsatz kommen. Es darf auch mal reines Weizenmhl oder ausschließlich Roggen sein!  :-)

 

Für die genannten Mehle muss immer 10 % der Mehlmasse Weizenkleber  zugegeben werden!

 

Die kräftige Prise Vitamin C regt die Enzymreaktionen des Weizenklebers an, hilft der Hefe beim Gärprozess  und trägt in erheblichem Umfang zu einer krossen Kruste bei! 

Eine Ausnahme stellt Roggen dar: Durch die Säuerung wird der Roggenkleber aufgeschlossen und trägt zum Binden des Teiges bei!

Lecithin: Lecithin wirkt als Emulgator und verbindet Wasser mit den fetthaltigen Teilen des Vollkorns und mit der Butter. Das Brot bleibt frisch, elastisch und "saftig".

 

Teigruhezeiten:

 

Bitte beachten: Das frische Roggenmehl sollte mit dem Sauerteig nochmals vermentieren können, d.h. Roggensauer und Roggenmehl und etwas von dem Wasser als Erstes zu einem flüssigen Teig vermischen und je nach Menge des Roggenanteils wenigstens 2 Stunden, 6 Stunden für besonders schwere und kräftige Brote mit einem besonders kräftigen Geschmack, den fertigen Teig stehen lassen.

 

Natürlich muss die Hefe in etwas Mehl, Zucker oder Honig, Wasser rund 5 Minuten vorgehen (Vorteig).

 

Verrühren - Teigkneten: Eine Knochenarbeit:

 

Wenn Sie die Zutaten des Rezepts sofort in Ihre Küchenmaschine geben und versuchen den Teig zu kneten, wird diese sicher  zu Elektromüll. Der Teig ist zu schwer, die Maschine bleibt stecken.

 

Ich setze eine kräftige Küchenmaschine voraus. Trotzdem  behalten Sie rund 200 g des Weizenmehles zurück und verrühren den relativ leichten Teig so um die zehn Minuten. Das muss sein, damit die Enzyme des Weizen reagieren  können bzw. aufgeschlossen werden. Sie können diese Änderung der Teigbeschaffenheit beobachten.

 

Ohne Maschine: 10 Minuten Maschine = 40 Minuten Handkneten, das gibt Muckies.

 

Zuletzt folgt Zug um Zug (also löffelweise) das restliche Mehl. Vorsicht, damit sich Ihre Maschine nicht übernimmt.

 

 

Ideal: Roggenteig bis zu 15 Minuten, Weizenteig bis zu 30 ! Minuten kneten!

 

Auf einer glatten stark bemehlten Fläche den Teig "Schlusskneten" bis er weich, fest und  glatt ist  und  nicht mehr klebt.

 

Den fertigen Teig zu einem Laib formen.

 

Wichtig ist dabei, dass zum Schluss durch wiederholtes Unterschieben - Einstülpen - des Brotes an der Oberfläche eine Spannung erzeugt wird. Durch die Oberflächenspannung erhält man eine schöne Kruste, die gekonnt "bersten" kann oder vor dem Backen zur Zierde des aufgehenden Laibs ca. 5 mm tief eingeschnitten wird.

 

 

Wichtig: Der Teig darf an der Oberfläche nicht austrocknen. Wenn das geschieht, erhalten Sie eine dicke Rinde  (die manche Feinschmecker aber vielleicht besonders lecker finden).

Also: Oberfläche satt mit Wasser einreiben, nach Belieben auch  mit etwas (1  TL max.) Olivenöl bestreichen.

 

Sie können jetzt Samenkörner  jeder Art (Leinsamen, Sesam, Sonnenblumen, Kürbis, zur Not auch Müsli aber ohne Schokolade und süße Kräcker) auf die Oberfläche als Verzierung geben, auch grob geschrotetes Mehl macht was her.  Alles geht.

Sie können statt des Laibes auch Brötchen formen und mit grobem Salz, Samen, Mohn oder Kümmel bestreuen.

 

Geben Sie dann den Teig auf ein mit Backpapier belegtes Backblech und stülpen sie eine große Schüssel darüber..

Teigruhezeit: 1 - 6 Stunden, er muss auf die doppelte Größe gehen.

 

Im  vorgeheizten Backofen (230 Grad) auf  der 2. Schiene von unten anbacken, nach 10 Minuten den Ofen  zurückschalten (fallend Backen). Je nach Ofen mit 200 Grad dann 40 - 60 Minuten  (je länger gebacken werden muss, umso mehr muss die Temperatur auf 160 Grad gesenkt werden) fertig backen. Sollte das Brot zu schnell bräunen, Temperatur rechtzeitig zurück nehmen.


Für einen "Umluftherd" nehmen Sie 180 Grad, die Vorbackzeit und Temperatur von 220 Grad reicht dann aus.

 

Ich habe mir jetzt einen Backstein passend zum Ofen gekauft! Diese Anschaffung lohnt sich! Die Brote werden jetzt nochmal so schön und Pizzas bekommen einen "Holzofentouch"  Den Backstein während der Teigruhezeit 60 Minuten auf 220 Grad aufheizen! Dadurch wird das Brot (oder die Pizza) sofort mit extremer Hitze von unten angefahren. Das Brot geht nochmal so schön auf!

 

Stellen Sie nach 15 Minuten Backzeit eine Tasse mit heißem Wasser in den Backofen. Der Wasserdampf reagiert mit dem Teig an der Außenhaut. Das Mehl karamellisiert und ergibt eine wunderbare  braune Farbe. Aus dem selben Grund das Brot rund 10 Minuten vor Ende der Backzeit mit Wasser bestreichen oder besprühen. Es bräunt sofort.

Wer eine glänzende Oberfläche möchte, kann dem Wasser ( ca. 1/2 Tasse) zum Bestreichen 1 TL Kartoffelstärke einrühren. Einmal kurz aufkochen lassen.  Der Effekt lässt sich steigern, wenn dem abgekühlten "Kartoffelmehl-Wasser" zusätzlich ein Eigelb eingerührt wird.

 

Nehmen Sie das Brot aus dem Ofen. Klopfen Sie von unten gegen das Brot, es muss hohl klingen. Stellen Sie es dann auf einen Rost und lassen es abkühlen.

 

Lagerung: Im Brotkorb mit einem sauberen Küchentuch  bedecken, längere Zeiträume im Brotkasten, in einer  Plastiktüte bleibt es länger frisch, die Kruste wird aber aufweichen!

 

Wer es sich nicht zutraut, das Brot frei, das heißt ohne Form, zu führen, kann den Teig natürlich auch in eine Kastenform, eine Bräter (klein) oder kleine Auflaufform geben. Am schönsten sind die Brote, wenn sie  frei gehen können. 

 

Einen Party-Gag, Brote in Blumentöpfen zu backen  - ist geplant. 

 

Die besten Backergebnisse erzielen Sie mit einem Umluftherd mit den  oben genannten Temperaturen  von 170  Grad, weil die Brote noch in der Anbackzeit rund aufgehen.

Spezielle Rezepte sind besonders für Fladenborte geeignet. Diese Rezeptabwandlungen bringe ich später noch mit den entsprechenden Bildern.

 

 

(Fladenbrot vor dem Backen, mit den Fingern eingedellt und mit einer Gabel eingestochen. Mit einem Pizzamesser (Roller) in Streifen vorgeschnitten, lässt sich dann besser brechen)

 

Dann sind die ersten Brote fertig. In den Fotos sind die Oberflächen nicht behandelt, ohne Glasur und ohne Ölsamenauftrag.

 

 

 

Im Bild oben links war schon, wie immer, das 

Mäuschen am Brot  .........  : - )

 

                                                 Osterkranz:   <-----  nachher    -----     vorher     --->

 

Osterkranz2008

 

 

(Links oben: Das im Rezept beschriebene Brot, rechts: Aufgeschnitten

im Vordergrund: Fladenbrot aus 100 % Roggensauerteig, unten: mit hohem Weizenvollkornanteil)

 

Osterzopf

 

Oster - Brotzopf

 

Hinweis: Sollten Ihnen die Brote zu "schwer" erscheinen, können Sie in mehreren Stufen die "Schwere" rausnehmen:

 

1. Mahlen sie die Körner des Roggens und des Weizens so fein es geht. Machen Sie aus 10 % des Vollkorns groben Schrot (in heißem Wasser quellen lassen), um im Schnittbild des Brotlaibes zu demonstrieren, dass es sich immer noch um Vollkornbrot handelt.

 

2. Ersetzen Sie nach und nach das Vollkornmehl mit normalem Weizenmehl.

 

3. Wem das immer noch zu "schwer" ist, der kann den Roggensauer zur Hälfte (bis ganz) mit normalem Weizenmehl ersetzten. Das Brot wird dann hell.  Die Sauerteigführung bleibt aber in allen Stufen gleich. Irgendwo zw. der Stufe 2 und 3 liegt meine Empfehlung für leichte Brötchen. Lassen Sie für diese Rezepte den Kümmel weg. Wenn Sie Lust und Zeit haben, setzen Sie die doppelte Menge Sauerteig an und variieren Sie die Mischungen für die Laibe und backen dann für einen bunten Brotkorb verschiedene Brot-  und Brötchenstufen aus.

 

Variationen:

 

 

 Verkosten:

 

Für das Verkosten Ihres Brotes empfehle ich Ihnen eine spezielle Griebenfettmischung. Das Fett vom  Schweinewammerl, lassen Sie noch ein bisschen Fleisch am Fett, Flomen usw. durch die feine Scheibe des Fleischwolfes drehen. In einem Topf langsam auslassen. Bevor die Grieben zu bräunen beginnen, geben Sie  (etwa 30 % der Fettmenge) das abgeschöpfte Fett  Ihres letzten Gänsebraten  dazu. Hacken Sie eine Zwiebel sehr klein. Mitbraten lassen, bis die Zwiebelwürfel kross sind. Dann am Ende des Prozesses  m u t i g     mit Salz und Pfeffer würzen.

 

Die Fettmischung muss abkühlen. In einem "Salztopf" oder Steintopf erkalten lassen und dabei immer wieder umrühren, damit sich die Grieben und die krossen Apfelstückchen nicht alle am Boden absetzen. Reichen Sie jetzt ihren Gästen  ihr frisches und noch etwas warmes Brot auf einem Holzteller, die Steinschüssel mit dem "umgerührten Fett" (man soll die braunen Grieben sehen), eine kleine Schüssel mit Schnittlauch (ggf. etwas Mixed Pickles, saure Gurken), ggf. Salz und Pfeffer als Willkommensgruß.

 

Das Ganze ist ein Traum! 

 

Reden wir nicht von Kalorien, reden wir lieber von einem passenden Schnaps:  Willy oder Obstler, nur diese klaren Wässerchen dürfen es sein!

 

Passen Sie aber auf, dass Ihnen dann nicht zu guter Letzt das Hauptgericht  übrig bleibt!!!

 

Viel Spaß bei der Zubereitung und

guten Appetit

 

And last but not least:

 

Es ist bei uns mehr als nur eine gute Sitte: 

Segnen Sie ihr noch warmes Brot vor dem Anschneiden mit dem Zeichen des Kreuzes!